Das heutige Georgien, einst wichtiger sowjetischer Filmproduzent, ein Land das vielfältiger nicht sein könnte, steht im Fokus der Fotoausstellung die am 18.10.2007 im Willy-Brandt-Haus eröffnet wurde. In über 150 Fotografien, gefasst in 21 Beiträgen findet eine Auseinandersetzung mit dem Filmland Georgien statt, das dem Betrachter aus Sicht namenhafter deutscher Filmemacher, Fotokünstler und Journalisten nahe gebracht wird. Die Bilder eröffnen eine breite Perspektive auf die Vielschichtigkeit des Landes, erzählen Geschichten von Menschen und deren Lebensorten. Die Motive umfassen Architektur und Landschaft, Stadt- und Straßenansichten aber auch Innenräume sowie das Portrait. Gezeigt wird das Krisengebiet Abchasien, abgelegene Bergregionen des Kaukasus, wie auch Georgiens Hauptstadt Tbilissi mit ihren urbanen Besonderheiten und die Provinzstadt Gori, Geburtsort Stalins. Die Arbeiten, die im Zeitraum von 1996-2006 entstanden sind und mittlerweile einen dokumentarischen Wert besitzen, stellen eine Mischung von künstlerischer Fotografie, Reportage und Standfotos dar. Einige dieser Fotografien sind bereits veröffentlicht. Ein großer Teil der Beiträge wurde aber eigens für diese Ausstellung angefertigt und zusammengestellt. Die Ausstellung wurde kuratiert von Irina Kurtishvili und zeigt Werke von 14 Künstlern. Fotoarbeiten von Andreas Dresen, Konstantin Faigle, Harun Farocki, Christoph Hübner, Robert Schug, Benedict Neuenfels, Erik-Jan Ouwerkerk, Achim Riechers, Thomas Riedelsheimer, Stefan Tolz, Andrea Tinnes, Nikolaus von Twickel, Christa Frieda Vogel und Timo Vogt.
VORWORT
Location: im Medien-Business terminus technicus für den Drehort oder Schauplatz eines Films oder einer Fotoserie. On location: Man dreht außerhalb eines Studios, am Ort der Erzählung, dort, wo die Ereignisse stattfinden. Beides, Georgien, Drehort, und Georgien, Ort, an dem Ereignisse stattfinden und stattgefunden haben, fügt und verfugt diese Ausstellung so, dass sich aus dem Zusammenwirken der verschiedenen locations ein Raum ergibt, der uns in seinen historischen und kulturellen Verästelungen Einblick ermöglicht in ein Land, das man in seinem gegenwärtigen Zustand als Zwischen-Ort oder Zwischen-Raum bezeichnen könnte. Als einen Ort oder Raum zwischen Stalinismus und Postkommunismus, zwischen Religion und Kapital, zwischen Globalisierung und Regionalisierung, zwischen Revolution und Restauration, einen Ort oder Raum, auf dem sich, mikroskopisch verdichtet, abspielt, was, makroskopisch, unseren gegenwärtigen Zustand kennzeichnet. Ein Ort oder Raum, der, will man ihn in seiner besonderen kulturellen und politischen Lage erfassen, daher auch einen Blick erfordert, der, wie diese Fotografien und Filme dokumentieren, jenseits aller exotisierenden Verkürzung, das eigene Auge öffnet für jene Bilder und Bildereignisse, die sich auf einer Location:Georgien finden lassen.
Wolfgang Beilenhoff |